„Ein Frauenzimmer muß nicht componieren wollen“
Lebenswege von Komponistinnen zwischen Selbstbewusstsein und -zweifel
„Ich glaubte einmal das Talent des Schaffens zu besitzen, doch von dieser Idee bin ich zurückgekommen, ein Frauenzimmer muß nicht componieren wollen – es konnte es noch keine, sollte ich dazu bestimmt sein?“ Mit diesen Worten, die sie im Herbst 1839 ihrem Tagebuch anvertraute, fasste Clara Schumann das ambivalente Schicksal von Komponistinnen im 19. Jahrhundert zwischen Selbstbewusstsein und -zweifel gültig zusammen. Nicht nur wurde den Frauen die Möglichkeit zur freien Entfaltung ihrer Kunst zumeist durch männliche Kollegen verwehrt, oft mangelte es ihnen, deren Selbstbild nachhaltig von den patriarchal geprägten sozialen Normen beeinflusst war, auch an Vertrauen in ihre künstlerischen Fähigkeiten. Die Ausstellung im Foyer vor dem Mittleren Saal lädt dazu ein, die faszinierenden Lebenswege einiger jener Komponistinnen kennenzulernen, denen es dennoch gelang, ihre künstlerischen Visionen – wenigstens in Teilen – zu verwirklichen.
Im Anschluss an die Vernissage präsentiert die aufstrebende Pianistin Mitra Kotte, die im November 2022 mit einem umjubelten Satie-Abend an der Seite von Erwin Steinhauer ihr Brucknerhaus-Debüt feierte, im Mittleren Saal eine handverlesene Auswahl von Klavierwerken der in der Ausstellung vertretenen Komponistinnen.